Gruppencoaching als Ort für Reflexion, Inspiration und Entwicklung
«Heute hatte ich absolut keine Zeit, um an diesem Gruppencoaching teilzunehmen. Ich hätte 100 andere, dringendere Dinge zu tun gehabt, als mich mit euch zu treffen. Und jetzt, am Schluss dieses Treffens bin ich einmal mehr so froh, dass ich gekommen bin. Ich habe wieder mehr Energie und Zuversicht gewonnen, obwohl die Arbeit im Büro liegen geblieben ist. Es tut mir einfach gut, in dieser Art mit euch zusammen zu arbeiten!»
Diesen oder ähnliche Sätze höre ich so oft am Schluss von Gruppencoachings. Gerade Führungspersonen müssen sich die Zeit für diese Treffen richtig stehlen und doch lohnt sich die Investition für sie offenbar.
Das Setting
Im Gruppencoaching trifft sich eine kleine Gruppe von 4-6 Teilnehmenden regelmässig und in einem hohen Grad an Verbindlichkeit, um Themen und Anliegen aus der eigenen Praxis unter professioneller Leitung zu bearbeiten. Oft sind es Führungspersonen, aber es gibt auch Gruppen von Beratungs- oder Fachpersonen, die diese Art des gemeinsamen Lernens nutzen und zu schätzen wissen.
Ich begleite als Coach und Supervisorin seit vielen Jahren verschiedene Gruppen in dieser Form. Es gibt Gruppen, die seit über 10 Jahren in punktuell wechselnden Konstellationen zusammenarbeiten und sich mittlerweile entsprechend gut kennen. Erstaunlicherweise verkommen diese langjährigen Gruppen nicht zu einer Art Stammtisch oder Kaffeeklatsch, sondern bearbeiten ihre Themen auch nach vielen Jahren mit hoher Konzentration, viel Offenheit und einem gesunden Humor. Mittlerweile glaube ich sogar, dass diese Arbeitsform auf Dauer angelegt ist, weil die Qualität der Zusammenarbeit mit der Reife der Gruppe steigt. Das schliesst nicht aus, dass es auch mal Zeit sein darf, eine Coachinggruppe aufzulösen. Dann ist es aber in der Regel ein bewusster Entscheid und nicht die Folge eines sukzessiven Versandens.
Reflexion
An Themen und Anliegen der Teilnehmenden mangelt es im Gruppencoaching nie. Das hat vermutlich damit zu tun, dass alle in einer hoch anspruchsvollen Praxis stehen, in der Eindeutigkeit ein seltener Luxus darstellt. Es liegt aber sicher auch daran, dass alle bereit und interessiert sind, sich, ihre Rolle und ihr Handeln zu hinterfragen:
- Wie positioniere ich mich als Führung in einem chronischen Konflikt zwischen zwei Mitarbeitenden?
- Wie bringe ich wieder Schwung in das ins Stocken geratene Projekt?
- Was könnte mir helfen, um die ungelösten Probleme weniger mit nach Hause zu nehmen?
- …….?
Die Gruppe dient bei der Bearbeitung der Fragen weniger als Ratgeberin denn als Resonanzkörper und als Reflexionshilfe. Die Voraussetzung, um auf neue Lösungsansätze zu kommen, ist in der Regel ein veränderter Blick auf die Situation. Die Erweiterung der eigenen Sichtweise ist der wesentlichste Beitrag, den die Coachinggruppe leisten kann, weil sich daraus neue Handlungsoptionen für die Praxis ergeben.
Inspiration
Vor Kurzem habe ich mit einer Coachinggruppe zum Thema „Selbstführung“ gearbeitet. Sie haben sich einen wunderschönen Rückzugsort ausgesucht und sich einen Tag lang mit verschiedenen Aspekten ihrer Selbstführung beschäftigt. Natürlich hätten sie auch irgendein Seminar zu dem Thema besuchen können, aber für sie war es wichtig, den Boden ihrer reifen Zusammenarbeit zu nutzen, um sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Und für mich war es eine kleine Offenbarung, was möglich wird, wenn ein persönliches Thema in diesem Rahmen bearbeitet werden kann. Genauso stelle ich mir lebendiges Lernen auf Augenhöhe vor!
Auch andere Coachinggruppen nutzen den vertrauensvollen Rahmen, um sich vertieft mit Themen zu beschäftigen, die sie interessieren. Mir fällt dann jeweils der Part zu, das Thema inhaltlich und methodisch so aufzuarbeiten, dass eine gehaltvolle Auseinandersetzung möglich wird und der Anlass als Quelle der Inspiration erlebt wird.
Entwicklung
Wer wünschte sich nicht eine Gruppe von Criticel Friends, die wohlwollend an der eigenen Entwicklung Anteil nimmt und diese mit kritischen Fragen und Anregungen begünstigt? Reife Coachinggruppen unterstützen meiner Erfahrung nach die eigene Entwicklung nicht nur, sie beschleunigen sie geradezu. Und damit ist nicht nur die berufliche, sondern ebenso die persönliche Entwicklung gemeint. Wo sonst kann ich darauf vertrauen, dass mir ehrlich der Spiegel hingehalten wird und dass ich aufgefangen werde, wenn ich auf meinem Weg ins Straucheln gerate?
Gerade weil die Gruppenmitglieder ausserhalb des Coachings nicht in einem Arbeitsverhältnis zueinander stehen, ist es ihnen möglich, sich ohne Konkurrenz und Ergebnisdruck auf einander einzulassen. Der radikale Verzicht, sich gegenseitig etwas vorzumachen, ist Dünger für das eigene Lernen und die eigene Entwicklung.
Bei langjährigen Gruppen kann es aufschlussreich sein, zu beobachten, wie sich die Themen und Anliegen im Verlauf der Zeit ändern: „Ach schaut mal, da habe ich mich noch vorwiegend mit Widerstandsphänomenen herumgeschlagen und mit der Frage, ob ich überhaupt führen darf. Heute sind es ganz andere Themen, die mich beschäftigen!“.
Fazit
Auch mein eigenes Lernen und meine eigene Entwicklung wären um einiges ärmer, wenn ich nicht regelmässig in verschiedenen Coaching- oder Intervisionsgruppen mitarbeiten würde. Nach über 20 Jahren Beratungstätigkeit stehe ich immer noch regelmässig an dem Punkt, wo ich einfach nur froh bin, dass ich eine Frage oder ein konkretes Mandat im vertraulichen Rahmen meiner Gruppe besprechen kann.
Und der Bonus dabei: Das Gruppencoaching ist nicht nur für die Teilnehmenden, sondern auch für die Leiterin ein zuverlässiger Quell von Reflexion, Inspiration und Entwicklung!
In eigener Sache
Wenn Sie an einem Gruppencoaching interessiert sind, melden Sie sich doch einfach bei uns unter mail@concentria.ch. Wir leiten Coachinggruppen in verschiedenen Regionen und für unterschiedliche Berufsgruppen. Es gibt immer wieder Gruppen, die ein zusätzliches Mitglied suchen. Bei mehreren Interessierten kann bei Bedarf auch eine neue Coachinggruppe gegründet werden.
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